„Verzeihung, der staubige Mann in der Werkstatt bin höchst wahrscheinlich ich.“
Kein Architekt, kein Gestaltungsschwelger, kein Designer – Povl Kjer ist Holzschnitzer. Irgendwo im dänischen Seengebiet, in einem kleinen Dorf, wo er zusammen mit seiner Frau in einem ehemaligen Lebensmittelladen lebt. Puppen sind seine Profession. Hölzerne, lebensgroße Skulpturen für Schaufenster oder Museen. Inspiriert von der scharfkantigen Optik des dänischen Eisenzeitalters. Eine schroffe Kunst, deren verwunschene Wurzeln sehr, sehr weit zurückreichen.
Also bitte nicht erschrecken, wenn Ihnen in seiner Werkstatt Wikinger oder andere schartige Gestalten gegenübertreten. Mit erschreckend lebendigen Gesichtern, in denen stets etwas mitfühlend Weiches, Liebenswertes mitschwingt.
Ansonsten herrscht hier ein irrlichterndes Durcheinander an Materialien, urtümlichen Maschinen, traditionellen Werkzeugen und einem staubigen Mann mittendrin, der – Sie ahnen es längst – kein anderer als Povl Kjer ist.
"Ein Schaf ist ein leichtes Tier mit dünnen Beinen. Diese Leichtigkeit drückt auch mein Design aus. Trotzdem hält es viele Generationen. Für Kinder, die es ausgelassen und heftig nutzen sollen."
Sein erstes Schaukelschaf entstand vor mehr als drei Jahrzehnten. Ursprünglich als Geschenk für seine Nichte Julie und augenzwinkernde Erinnerung an die eigene Jugend, auf dem kleinen Bauernhof seiner Eltern. Weil auf dem Land im Lande Dänemark ungern etwas weggeworfen wird, zimmerte er die Mutter aller Rocking Sheeps aus gebrauchtem Holz, mit Schaukelfüßen aus einem Cola-Werbeschild und einem Schaffell vom Hof der Großeltern obendrauf.
Doch Julie hatte viele Freunde. Und so entwarf Povl ein Jahr später den Prototyp des Schaukelschafs, wie wir es heute kennen. Ausdauernd von Hand aus massivem Holz geschnitzt und mühsam mit streichelweichem Lammpelz bezogen.
„Der härteste Teil ist das Beziehen mit dem Fell. Es ist hart für die Finger. Und Du musst sehr akurat sein, welches Du aussuchst.“
Heute ist das Rocking Sheep ein begehrter Designklassiker. Doch wo ist die Fabrik? Povl Kjer wäre nicht Povel Kjer, wenn er jemals eine gebaut hätte. Stattdessen zieht er es vor, mit lokalen Schnitzern, Schreinern und Drechslern zu arbeiten.
Bis heute ist er sein einziger Angestellter geblieben. Ohne Chefbüro, aber mit der Freiheit, ganz nach der eigenem Fasson selig werden zu dürfen. In einer Welt, in der Maschinen überflüssig sind, weil man noch Hände hat.
Hier baut Povl Kjer höchst persönlich jedes einzelne Schaf zusammen. Zu einem ergreifenden Stück Liebe und Sanftmut, das jeder sofort adoptieren möchte. Ganz gleich, ob er (oder sie) ein Kind ist – oder es augenblicklich wieder werden möchte.
Das Rocking Sheep von Povl Kjer: Emotionales Kinderspielzeug, einnehmendes Raumobjekt oder exzentrischer Hocker?Entscheiden Sie selbst.